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Training
Wie plant man ein Training
nach Inhalten und vor allem nach der Zeit?
Wie kontrolliert man am besten, dass man noch in
seinem Soll liegt?
Welche Maßnahmen muss man ergreifen, damit ein
Defizit im Trainingsplan kompensiert wird?
Fragen im und über Sport zu
stellen ist ähnlich gefährlich, wie einen Politiker um eine konkrete
Stellungnahme zu bitten. Die Anzahl der Antworten steht meistens nicht im
Zusammenhang mit der Anzahl der Fragen, sondern mit der Anzahl der Fachleute,
die gefragt werden. Mindestens genauso viele Antworten wie Fachleute werden Sie
meistens noch mehr verunsichern als Ihre Mutmaßungen stabilisieren.
Der Grund dafür liegt ganz einfach darin, dass die Sportwissenschaft zwar schon
eine sehr große Anzahl prinzipieller Gesetze über das sportliche Training
herausgefunden hat, das menschliche System aber so kompliziert aufgebaut ist,
dass es fast zu jedem Gesetz einen gewissen Geltungs- und Ausprägungsbereich
gibt.
Nehmen wir an, dass drei Menschen in einen Raum gehen, in dem sich ein grippekranker Patient befindet. Drei Tage später hat sich der eine angesteckt, der zweite fühlt sich kerngesund und der dritte fühlt alle Symptome einer Grippe. Man kann sogar messen, dass er leichte Temperatur hat, aber ein Blutbild zeigt, dass er „gar nichts hat“. Ähnlich verhält es sich natürlich mit jedem Training. Wenn drei Läufer das gleiche Trainingsprogramm absolvieren, heißt das noch lange nicht, dass sie danach einen identischen Leistungszuwachs erreicht haben. Neben genetischen Dispositionen sind Vorerfahrungen und Konstitution Ausgangsparameter, die berücksichtigt werden müssen.
Aufgrund der hier genannten
Gründe ist nachzuvollziehen, dass ein Anfänger sehr offene Trainingspläne
einsetzen soll, mit denen er neben einer Grundlagenausdauer vor allem seinen
Körper unter Trainingsbelastung kennen lernen muss. Je fortgeschrittener ein
Läufer ist, desto spezieller werden die Trainingspläne und umso individueller
kann dieser Plan umgesetzt werden.
Die Überprüfung des Leistungszustandes ist mindestens zu zwei Zeitpunkten
wichtig. Das erste Mal nach dem Grundlagenausdauer-Programm, das zweite Mal zu
einem Zeitpunkt, der nicht zu nah an dem bevorstehenden Wettkampf liegt. Dieser
zweite Zeitpunkt sollte so gewählt sein, dass man zum einen natürlich noch nicht
sein Leistungsmaximum erreicht hat, aber schon überprüfen kann, ob man sich auf
dem besten Weg befindet. Zum anderen sollte er so früh sein, dass eine
Fehlplanung im Training noch vor dem Marathon ausgebügelt werden kann. Deshalb
sollte er ungefähr sechs bis drei Wochen vor dem Marathon durchgeführt werden.
Neben dem reinen Lauftraining ist darauf zu achten, dass der Körper auch in den anderen konditionellen Bereichen Grundlagen besitzt, um einen Marathon durchzustehen. Ein ausgewogenes Training beinhaltet neben dem Lauftraining noch Kraft- und Schnelligkeitstraining, Beweglichkeitstraining und natürlich die aktive Erholung. Für das Krafttraining können zahllose Fitnessparcours in den Freizeitanlagen und im Wald genutzt werden. Das Schnelligkeitstraining ist Bestandteil eines ausgewogenen Lauftrainings, die Beweglichkeit sollten sie vor und nach dem Laufen trainieren, um die Muskulatur, Bänder und Sehnen entweder auf die nachfolgende Belastung einzustellen oder um nach der Belastung die verspannten und verhärteten Bereiche der funktionellen Muskulatur aufzulockern.
Wer mehr macht wird schneller besser? Diese Aussage trifft bei Maschinen zu, aber keinesfalls beim Menschen. Das menschliche System benötigt die Pause, damit der Körper seine Energiespeicher durch Essen, Trinken und die dazugehörige Regeneration wieder auffüllt. Darüber hinaus sind die Pausen da, weil gerade in dieser Zeit sehr wichtige Anpassungsprozesse stattfinden. Sowohl im Kraft- als auch im Ausdauertraining kommt es durch eine optimale Pausengestaltung zu Anpassungen! Also Fit werden im ursprünglichen Sinne.
Damit die Kontrolle des
Trainingsprozesses leichter fällt und man sich auch besser motivieren kann,
raten wir zu einem Trainingsbuch. In diesem sollten die jeweils gelaufenen
Kilometer mit den dazugehörigen Zeiten vermerkt werden; ergänzend sollte auch
die subjektive Befindlichkeit am Trainingstag registriert werden. Am Ende der
Woche werden dann die gelaufenen Wochenkilometer aufsummiert, das Training
ausgewertet und die nächste Woche geplant.
Die Fortschritte im Trainingsprozess verändern sich mit zunehmendem Können. Zu
Beginn der Vorbereitung erreicht man mit geringem Aufwand große Zuwächse. Mit
fortschreitender Spezialisierung werden diese bei gleich bleibendem
Trainingsumfang immer geringer. Um ähnlich große Trainingsgewinne zu erzielen,
muss immer mehr und immer intensiver trainiert werden.